Fast original

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Nichtraucher
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Fast original

Beitrag von Nichtraucher »

Guten Morgen,

da wenig los ist, tippe ich mal einige Zeilen zu meiner XF.

Die Freewind ist, wie ich bemerkte, ein beliebtes Umbau, Winter und Verschleißmotorrad, wahrscheinlich weil man sie für recht kleines Geld erwerben kann.

Ich fand sie aber schon als Neuerscheinung nicht übel, habe damals echt überlegt mir eine zuzulegen, dann hat es aber doch bis 2020 gedauert bis eine in meiner Garage stand. Eine Probefahrt war nicht möglich, lediglich ein Probelauf des Motors mit durchschalten der Gänge gaben mir einigermaßen Auskunft über den technischen Zustand.
Leider erwies sich der Motor als launischer und kältefühlender Geselle, je kälter er war, desto unruhiger sein Lauf, das Krad ruhig zu beschleunigen war nicht möglich, ich musste zusehen zügig auf 75/80 zu kommen um dann ruckfrei fahren zu können. Eine sehr unbefriedigende Sache, auch wenn man mir versicherte, es sei halt so.
Die aufgezogenen neun Jahre alten Reifen, obwohl vom Profil her neuwertig, mochten mich auch nicht überzeugen, sie waren zwar handlich aber ließen an Haftung zu wünschen übrig. Dieser Mangel war mit der Montage von Conti TKC 70 beseitigt.
Der Motor war, laut Eintrag in der Zulassungsbescheinigung, schon vor der Erstzulassung von seiner Leistungsreduzierung befreit worden, allerdings gaben die von mir erreichbare Endgeschwindigkeit, als auch die mangelhafte Drehfreude Anlass daran zu Zweifeln. Den Umbau zu prüfen ist ja auch nicht mal eben gemacht oder von außen sichtbar.
Wie auch immer, diese Zweifel plagten auch den früheren Besitzers und er ließ die Umrüstung prüfen, (kostete natürlich Geld) doch auch die neuen "Überprüfer" gingen wohl den leichten Weg, es einfach mal so zu bescheinigen. Der Eintrag in den Papieren war ebenfalls nicht richtig ausgeführt, 35KW bei 6000U/Min passen nun einmal nicht.

Ich brauche zwar die angegebenen 160Km/h zwar nicht aber wenn das Ding bei 6000U/Min keine Lust verspürt weiter zu drehen, dann nervt es, zumal der Motor erst ab 3000U/Min brauchbar war. Also schaute ich nach etwas Überwindung, (blödes Gefummel) selbst nach und siehe da, die Schieber hatten die "Vogellöcher" und so gab es nur 34PS aus 650 Kubik seit die Maschine in Betrieb war. Eigentlich nicht schlecht, wurde der Motor so doch recht schonend bewegt. :)

Mit den geschlossenen, (natürlich offen aber ohne die Bohrung) Schiebern ging die Post dann so ab wie ich es mir vorgestellt hatte, bei Bedarf ordentlicher Schub bis 7000U/Min und zur Not konnte ich sie auch weiter drehen. Die Höchstgeschwindigkeit von 160Km/h war ebenfalls erreichbar, natürlich auf der Autobahn und mit etwas Anlauf.

Nach und nach habe ich die Teile entfernt die mich störten, die Sturzbügel aus dem Zubehör, die Tagfahrleuchten, die Handschützer, den Unterfahrschutz und diese merkwürdige an der Schwinge angebrachte Schutzblechverlängerung. Einmal ordentlich geputzt und sie stand auch optisch gut da, so gefällt sie mir richtig gut, sehr viel besser als die bei der Suche alternativ angeschaute 650er BMW.
Auf dem Gepäckträger habe ich eine kleine Tasche weil meine Tankrucksäcke auf Plastik nicht halten und gegen die Sitzbankmulde habe ich mir ein Luftkissen bei Louis gekauft, ist günstiger als aufpolstern.

Trotzdem sollte sie wieder weg weil mir dieses Geruckel auf den Geist ging, dem konnte ich jedoch überraschend einfach beikommen. Vergaser raus, gründlich gereinigt, die Leerlaufdüsen etwas nach Gefühl** aufgerieben und die Schiebernadeln in die höchste Position gebracht. Trotz meiner Zweifel ist dadurch ein gesunder Motorlauf zustande gekommen. Ich kann sie ruckfrei und sanft beschleunigen, eine richtige Wohltat wenn ich nun durch eine Ortschaft fahre. (**ich weiß natürlich dass es nach Gefühl nicht funktionieren kann, tuts aber trotzdem)
Jetzt kann sie erste einmal bleiben und mich über den Sommer begleiten, eine schöne Alternative zu den noch älteren Maschinen die ich habe, die Suzuki ist viel handlicher, daher lässiger, fast spielerisch zu fahren und macht richtig Laune.

Was mich optisch noch stört sind die Verblendungen unter dem Tank, da besorge ich mir mal andere die ich dann zurecht säge und schleife.

Gruß
Willy
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Chefschrauber
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Re: Fast original

Beitrag von Chefschrauber »

Die sieht klassse aus! :D

Naja, was dich da genervt hat, hat letztendlich nicht das Mopped verursacht, sondern die Standzeit, das kaum bewegt werden und der oder die Vorbesitzer.
So gesehen darf man den Mopped kaum negative Punkte zuschieben, da fremd verursacht.

Das Ruckeln ist leider immer recht pauschal beschrieben.
Die Drehzahl bei der du das "Problem" hast und hattest wäre da wesentlich, dazu noch die Gasstellung, also zumindest grob, viertel/halb/voll, dazu der Gang würde vieles transparenter machen. :wink:

So gut wie jeder großvolumige Einzylinder (das ist die XF), aber selbst die allermeisten großvolumigen V-Zweizylinder oder Boxer fühlen sich unter 3.000 U/min mehr oder weniger unwohl und melden das durch unrunden Motorlauf - Hacken auf die Kette - oder Ruckeln an, je nachdem wie man es empfindet und formuliert.

Nur mal so als Info, in der XF ist ein Kolben der rund 100mm Durchmesser hat, dass ist fast soviel wie in einer 1290er KTM ... :shock:
Heißt, das ist so das fetteste an kolbendurchmesser was der Motorradmarkt, auch heute noch, hergibt. Diese Masse braucht nunmal etwas Mindestdrehzahl um gefühlt rund zu laufen.

Ich wünsche weiterhin viel Spaß mit der XF. 8)
Hatte mal ne schöne Freewind
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Xplorer
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Re: Fast original

Beitrag von Xplorer »

Die Xf hat nicht nur annähernd, sondern genau 100mm Bohrung. Im Gegensatz zu alten Dr Modellen würde der Motor der DR 650 sp46/ se kurzhubiger ausgelegt. Bohrung×Hub = 100×82 mm statt 95×90,4 mm). Da sich sp46b/SE und xf den Motor bis auf den Kopf teilen, gilt das also auch für die xf.
Heißt, der Motor kann mehr Drehzahl ab, läuft aber unrunder und kratziger bei niedrigen Drehzahlen und Last.
Dafür hat die xf eine Nikasil Zylinderlaufbahn, die bei Suzuki so gut war, dass das Aggregat die bekannte Zuverlässigkeit und Lebenserwartung erhält.

Deine XF sieht übrigens aus wie gerade vom Band gelaufen. Nicht schlecht. Nachdem ich letztes Jahr meinen Italiener verkauft habe, ist die ehemals kleine jetzt die Große. Und sie wird für alles rangenommen. Sommer, Winter, Regen, Sonne, Schlamm... Völlig egal. Immer zuverlässig und bequem. Und das schon fast 40.000 km nur mit mir.
Wenn das drin wäre, würde ich sie höchstens gegen etwas zeitgemäßes wie eine Tenere tauschen. Ansonsten kann ich nur sagen: Behalten und sorglos ein günstiges und zuverlässiges Gerät fahren.
Hier auf der Assietta Kammstraße 2020. Ja, An- und Abreise auf eigener Achse.
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Re: Fast original

Beitrag von loop »

Gott sei Dank hat Suzuki bei unserer XF nicht nur den Zylinderkopf geändert sondern auch gleich das "Engine Grenade" der SE abgestellt. :streichel:
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Xplorer
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Re: Fast original

Beitrag von Xplorer »

Ja das stimmt. Wobei sie das bei den letzten Dr650 se die in Deutschland verkauft haben auch schon geändert hatten soweit ich weiß.
Wird ja in anderen Ländern bis heute unverändert verkauft. Nur hier geht das nicht...

Die Motorcharakteristik ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Das muss man sagen. Fühlt sich immer sehr rau an und will immer etwas Drehzahl. Das ist bei anderen Eintöpfen anders. Aber sonst ist das Teil über jeden Zweifel erhaben wenn man noch die Neutralschalter Schrauben fixiert und den Halter für den Getriebeausgangs Simmerring dran haut.
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Re: Fast original

Beitrag von Nichtraucher »

Moin,

der Erhaltungszustand ist wirklich gut, war für mich eine schöne Basis denn ich mag keine dreckigen Fahrzeuge, ist so eine Marotte seit meiner Kreidler die ich als Jugendlicher erst einmal in einen ansehnlichen Zustand bringen musste. Als ich vor über 10 Jahren meine MZ für alle Tage kaufte, ging es damit ebenfalls nicht lange gut und nun ist auch sie ganz nett heraus geputzt.

An die XF musste ich mich wirklich erst gewöhnen, die Einzylinder die ich kenne liefen alle geschmeidiger, von R25/2, den Zweitaktern, der Nuovo Falcone muss ich gar nicht anfangen, auch XT/SR 500 und die XL500 liefen sauberer, zerrten zwar ebenso unwillig an der Kette wenn die Drehzahl zu sehr absank aber sie hatten nicht diese Aussetzer**. Auch der Motorklang entspricht nicht dem was ich so gewohnt bin aber da gibts Lärmstopper für die Ohren, damit bleiben nur die dumpferen Töne übrig, bzw. gewinnen die Oberhand und ich kann damit zurecht kommen.
Kurze Zeit vorher hatte ich noch zwei 500er gefahren, die XBR eines Freundes und eine Dominator oder mit ähnlicher Bezeichnung, die liefen so wie ich es kannte.

Von Anfang an begeistert war ich aber vom Fahrverhalten, lediglich die Reifen, wie schon geschrieben, trübten den Spaß etwas.

**Die Aussetzer hatte sie bei wenig Gas, beim Beschleunigen und in jedem Gang, selbst 50 in zweiten oder dritten Gang war unerfreulich zu fahren, ab 75/80 war dann Ruh oder die Ruckelei trat durch den eigenen Schwung in den Hintergrund. Wenn ich ruckfrei beschleunigen wollte brauchte es viel Gas und eine rasche Beschleunigung.
Jetzt kann ich sie so fahren wie ich auch die erwähnten alten 500er SR/XT/XL fahren konnte, auch nicht mit "Unterdrehzahl" aber halt ruckfrei. Sogar ein lockeres Dahinrollen in der Ebene ist ab 60/65 im 5. Gang möglich, was aber selten vor kommt, in der Regel schalte ich da trotzdem einen Gang runter.
Meine BMW, die Honda und die kleine MZ kann ich im 5. Gang praktisch bis Standgas fallen lassen und sie laufen trotzdem ruhig, mach ich zwar nicht aber ich könnte, vielleicht habe ich die XF darum auch falsch behandelt was die Art sie zu schalten anging.

Auf jeden Fall läuft der Motor jetzt gut, in etwa eine Leistungsentfaltung wie der BMW Boxer, nur halt mit höherem Drehzahlniveau.
Ob es nun an der gründlichen Reinigung, am leichten aufreiben der Düsen, an der Schiebernadelstellung lag weiß ich nicht, bei der BMW hätte ich es ergründet aber der Vergaserausbau bei der XF ist zu nervig, sie läuft und nur darum geht es mir.

Inzwischen suche ich wieder nach einer kleinen Enduro, wie SL 125, XL 185 oder XT250 denn ursprünglich hatte die Motorradsuche den Sinn eine Viertakt Alternative zur MZ TS zu bekommen, um damit mit fahren zu können, wenn die Kumpel mit ihren 50-175ccm Altkrädern fuhren. Die XF war praktisch ein Frustkauf, weil ich in der kleinen Klasse nichts fand.

Erwähnenswert vielleicht noch dass ich mir genau diese XF 2019 in Lünen schon einmal angesehen, aber als zu groß von meinem Zettel gestrichen habe.
2020 habe ich sie mir nur, ohne wirklichen Kaufwunsch angesehen, weil sie nebenan in Dortmund Wickede, nur einen Kilometer von mir entfernt angeboten wurde. Dort ging ich jede Woche zur Lottobude und zum Bäcker, darum habe ich einen Termin gemacht und sie mir angesehen.
Es dauerte einige Zeit bis ich erkannte dass es dieselbe Maschine von 2019 war, der damalige Käufer aber von dieser Welt ging ehe er sie fahren konnte und die Witwe das Krad nun inserierte, um die Garage frei zu bekommen.

@Xplorer,
ich habe die Maschine grad nicht griffbereit, (ist eng in der Garage, ich müsste sie zum schauen rausschieben) darum sag doch mal wo der Neutralschalter sitzt und warum er fixiert werden sollte, lösen sich die Schrauben?
Den rauen Lauf führe ich auch auf einen recht früh eingestellten Zündzeitpunkt zurück, ich denke mit einem Hauch weniger Frühzündung liefe der Motor etwas ruhiger, natürlich dann etwas weniger spritzig. Aber man kommt ja nicht bei sonst hätte ich es schon versucht..... :roll:


Gruß
Willy
Wieder etwas zu viel Getippse aber ich war grad warm..... :wink:
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Re: Fast original

Beitrag von Chefschrauber »

Xplorer hat geschrieben: 4. Mär 2021, 23:57 Die Xf hat nicht nur annähernd, sondern genau 100mm Bohrung.
Sorry, ich sprach vom KolbenØ, nicht von der BohrungsØ

Der Kolben hat eben nicht genau Ø100,0000mm...die Bohrung GENAU genommen übrigens auch nicht.

Außerdenm sollte das nur zur Veranschaulichung dienen, um sich vorzustellen welche Masse dort bewegt wird. :roll:
Hatte mal ne schöne Freewind
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Re: Fast original

Beitrag von Xplorer »

Meine Angaben sind auch nicht mit der Messuhr am Werkstück auf Tausendstel erhoben, sondern aus den offiziellen Angaben.

Lass uns nicht feilschen.
Denn auch ich wollte lediglich veranschaulichen, dass der Se Motor eher auf Drehzahl denn auf Hub ausgelegt ist, wie beispielsweise ältere Suzuki Aggregate.

Und den Kolben hatte ich schon in der Hand ;)
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Re: Fast original

Beitrag von Xplorer »

@Nichtraucher,

Zum Thema Neutralschalter gibt's hier ein Thema aber die Bilder sind Schrott. Aber vom Kollegen hier aus dem Forum gibt's noch einen Link mit weiterführenden Quellen.
https://www.lucasmatic.de/wanted/

Der Schalter befindet sich halb unter dem Kupplungskorb. Dort sind die Schrauben ab Werk nicht gesichert und können sich lösen und ins Getriebe rasseln.
Schrauben mit Sicherung neu einsetzen. Ich hab Schrauben mit Loch und Draht von Animal hier aus dem Forum bekommen. Siehe Link, dort ist das Prozedere beschrieben.

Die Sicherung für dem Simmerring am Ritzel gibt's bei Hessler im Dr Bigshop.

VG
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Re: Fast original

Beitrag von HansiPils »

Nichtraucher hat geschrieben: 4. Mär 2021, 12:34 ...dann hat es aber doch bis 2020 gedauert bis eine in meiner Garage stand. ...
Hut ab, die sieht ja aus wie neu!!
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Re: Fast original

Beitrag von HansiPils »

Xplorer hat geschrieben: 4. Mär 2021, 23:57 Hier auf der Assietta Kammstraße 2020. Ja, An- und Abreise auf eigener Achse.
Klasse, in diese Richtung soll es bei mir auch gehen. Sehr schön!
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Re: Fast original

Beitrag von Nichtraucher »

Danke für die Hinweise zum Neutralschalter und dem Simmering, schau ich mal nach wenn es wieder wärmer wird.

Gruß
Willy
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