Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

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Joschie
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Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

Hallo zusammen,

eine kurze Frage zur Dekoeinrichtung.

Da meine Freewind oben am Kopf angefangen hat zu schwitzen und der Versager eh einen Tauchgang im Ultraschall brauchte habe ich sie heute auseinnander gerupft.
Dabei ist mir in der Nockenwelle die Dekoeinrichtung aufgefallen.

So, jetzt zum Problem, das Fliehgewichtchen bleibt ausgefahren hängen und wird von der (in meinen Augen) etwas zu schwachen Feder nicht mehr richtig zurückgeholt.
Zum einen ist das Federchen extrem schwach und fast zu lang, zum anderen "klebt" das Gewichtchen durch das Öl etwas.

Jetzt erklärt sich wiso der Motor jedesmal beim Abstellen brachial in den Anlasserfreilauf schlägt. (Hatte meine Enni auch mal, hier war die Feder gebrochen)

Meine Frage daher:

1. sollte das Federchen nicht etwas mehr Spannung haben und wenn das Gewichtchen innen anliegt nicht so schlaff durchhängen?
2. Hat es schon jemand geschafft die Feder ohne Ausbau der Nockenwelle auszutauschen?
Sollte sich zwei einheitich negativ beantworten
3. Wie bringt man die Nockenwelle raus ohne den kompletten Motor zerlegen zu müssen (wegen der passenden OT Einstellung)?

Meiner Gedanken nach könnte der Nockenwellenausbau so gehen:
- Kette + Kettenrad mit Farbe markieren
- Kettenspanner demontieren
- Kette abnehmen
- Nockenwelle rauspopeln

Einbau dann rückwärz rum.
Geht das so?


Ach ja, nebenbei noch was, wofür ist denn direkt unterm Tank (über der Kopfhalterung am Rahmen) der zweipolige Stecker in weiß (ein Kabel in Hauptfarbe weiß, Kennfarbe schwarz) das bei meiner nicht Angeschlossen war?

Wäre schön wenn mir jemand helfen könnte.

Grüße
Josef
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wbdz14
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von wbdz14 »

daß es beim abstellen einen metallischen schlag gibt, ist normal. soweit ich mich erinnere, hab ich mich auch gewundert, daß das federchen ziemlich schwach ist, aber das soll ja nur bei anlasserdrehzahl die ventile leicht geöffnet halten und bei laufendem motor keine wirkung mehr haben.
wenn du die nockenwelle wirklich ausbauen willst, reicht es, den steuerkettenspanner zu entspannen und das nockenwellenzahnrad abzuschrauben, dann geht sie raus.
trotzdem, ich halte deine bemühungen für übertrieben.
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ThomasDerTheoretiker
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von ThomasDerTheoretiker »

Hallo Josef,
bau da bloß keine stärkere Feder ein!! Die Feder sorgt dafür, daß bei Anlassdrehzahl die Fliehgewichte "innen" gehalten werden. Dann ragt ein halbrunder Nippel aus der Nockenwelle und bewirkt ein geringfügiges Öffnen der Auslaßventile während des Verdichtungstaktes. Spätestens bei Leerlaufdrehzahl müssen die Gewichte gegen die Federkraft nach aussen gedrückt sein, sonst ist weiterhin die Deko aktiv.
Durch die Deko ist auch das Klacken beim Ausschalten des Motors bedingt, glaube ich. Auf der letzten Nockenwellenumdrehung zieht die Feder die Fliehgewichte nach innen, die Deko ist aktiv und beim Ablaufen des besagten Nippels vom Kipphebel schnappen die Ventile zu (im Gegensatz zum harmonischen Öffnen und Schließen durch die ovalen Nocken im Normalbetrieb).

Anmerkung (gehört nicht direkt zum Thema): Meiner Meinung nach ist wegen der Deko eine Kompressionsmessung ohne nennenswerte Aussagekraft und gibt allenfalls Aufschluß auf den Zustand von Anlasser und Batterie.

Grüsse Thomas
Joschie
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

Hallo,

danke für eure Meinungen.

Sehr interessant das das bei anderen auch so ist mit dem Anlasserschlag.


...Auf der letzten Nockenwellenumdrehung zieht die Feder die Fliehgewichte nach innen...
Und genau hier sehe ich das Problem. Das Federle hängt bei ganz eingerücktem Fliehkraftgewicht leicht durch. Ich vermute das das Gewicht nicht richtig zurückgezogen wird da der Anlasser schon zu kämpfen hat.
Der Schlag auf den Anlasser beim Abstellen ist schon, wie soll ich sagen, hart.

Der Grund wieso ich so vorsichtig bin ist einfach. An meiner Enfield (die hat ein ähnliches Konstrukt von Dekomechanismus drin) hat es innerhalb von rund 500km den Anlasserfreilauf komplett zerlegt weil der Ausrücknocken sich in der Bohrung verkeilt hatte. Ergebnis war ein schöner Motorschaden. Glücklicherweise wurde der komplette Motor ohne Diskusion vom Importeur getauscht.


Nebenbei bemerkt, ich war heute mal kurz beim Susuggihändler in der Nähe (gehört aber deffinitiv nicht zu dem Motorradhändler des kleinesten Misstrauens, zum Schrauben bekommen die von mir nie was, viel zu klinisch und Glaspalastig) um ein paar Dichtringe zu bestellen.
Das Federle ist nicht einzeln zu bekommen. Nur zusammen mit der kompletten Nockenwelle und das wären 270 Doppelmark plus Märchensteuer.
Da muss ich noch mal eine Nacht drüber schlafen ob ich da was mache und wenn dann was.

Ich halte euch auf dem Laufenden.

Grüße und Danke
Josef
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

So, kurzer Zwischenstand.

Ich hab das Federchen jetzt mal so gelassen, das bekommt man nur raus wenn man die Nockenwelle aus baut und den Denkomechanismus komplett zerlegt.

Nockenwellenabdeckung ist wieder montiert.

Heute noch die zwei Dichtringe für den Einstelldeckel und den einen für die Ölleitung beim (un)freundlichen abholen, Ventilspiel einstellen und dann ist der Motor wieder zu.

Versager braucht noch etwas.

Grüße
Josef
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

Sodale, gestern erster Probelauf/-fahrt.
Motor läuft schöner, kein Ruckeln mehr über 3kUpm. Feineinstellung muss ich noch machen, mal schaun wenn mein FFH Zeit hat das ich an sein CO Tester hin kann.


Aber nochmal zum Dekomechanismus
Ich hab das Problem jetzt so beobachten können das immer dann wenn die beim Abstellen innen Anlasser schlägt die beim Anlassen ohne Deko den Starter vergewaltigt.

Also muss der ganze Mechanismus öfters hängen und das Gewicht von dem Federchen nicht mehr reingezogen werden.

Hat von euch schon mal jemand ähnliche Probleme mit dem Dekomechanismus gehabt.
Wie lang hält der Anlasser resp. das Anlassergetriebe das aus?

An sich könnt ich ja sagen, es funktioniert also wurscht. Aber da drückt dann doch der Buchhalter mit seinen 130% durch.
Gut zur Not ich hab inzwischen noch ne weitgehend komplette (bis aufs Plaste) FW als Erstatzteilträger incl. gutem Motor.

Grüße
Josef
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Brummbär
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Brummbär »

Verzeih bitte meine Unwissenheit, aber ich kapiere aktuell überhaupt nicht, was deine Dekompression mit dem Anlasser zu tun hat, zumindest nicht beim Abstellen des Motors.
Würdest du mir das bitte kurz erklären?
Grüßle

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Joschie
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

Hallo Brummbär,

kein Problem. Ich hoffe ich kann es etwas verständlich erklären.

Der Dekompressör ist eine Vorrichtung die im Stillstand des Motors und bei sehr sehr niedrigen Drehzahlen während des Verdichtungstaktes das Auslassventil kurzzeitig öffnet damit etwas der Kompression "abhaut".

Beim Starten hat dies den Sinn das der Anlasser nicht gegen das komplette Hubvolumen arbeiten muss.

Der Anlasser ist bei den meisten Motorrädern (auch bei der FW) nicht wie im PKW mit einem Ausrückmechanismus (beim Schub-Schraubtrieb-Anlasser) ausgestattet der das Ritzel des Anlassers mechanisch aus dem Starterzahnkranz zieht.
Hier wird es mit hilfe eines "Freilaufes" gemacht. Wenn der Anlasser nun die Welle in Drehung versetzt sperrt der Freilauf und stellt den Kraftschluss zum Benzinmotor her, fängt der Benzinmotor an sich selbst zu drehen (und hört der Anlasser auf zu drehen) wird der Kraftschluss zwischen Motor und Anlasser wieder gelöst was.


Beim Abstellen passiert folgendes.
Du stellst die Zündung ab, bedingt durch die Schwungmasse bleibt der Motor ja nicht sofort stehen sonder läuft noch etwas nach.
Während der letzten Umdrehung läuft der Motor i.d.R in den Verdichtungstakt, bedingt durch die fehlende letzte Kraftabgabe reicht der Schwung aber nicht mehr aus um normal über den OT zu kommen.
Wenn der Dekompressör richtig arbeitet wird während des Verdichtungstaktes (bedingt durch die abgefallene Drehzahl) etwas der Verdichtung durch's Aulassventil abgelassen und der Motor kommt im Arbeitstakt/Ausblastakt zum stehen.
Wenn nun der Dekompressör nicht richtig arbeitet fehlt dies "Ablassen" der Kompression und der Motor kommt nicht mehr über den OT.
Bedingt durch die vorhandene Kompression im Zylinder dreht sich der Motor rückwärz bis ein Stückchen nach UT. Während dieses Rückwärsdrehens stellt der Freilauf einen Kraftschluss zum Anlasser her und meint diese mitdrehen zu müssen (vergleichbar mit einem Fahrradfreilauf, wenn du das Fahrrad rückwärz schiebst werden die Pedale auch mitgenommen). Bedingt durch die Übersetzung Motor:Anlasser wird versucht den Anlasser binnen bruchteilen von Sekunden fast auf Nenndrehzahl zu bringen. Das ist wenn man den Motor abstellt das sehr massive "Klonk" bzw. Schlagen.

Das das nicht gut für den Freilauf und den Anlasser ist dürfte klar sein.

Ich hoffe ich konnte das etwas verständlich erklären.

Grüße
Josef
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wbdz14
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von wbdz14 »

das "klong" beim abstellen machen aber doch alle freewinds. ist doch völlig normal.
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von loop »

wbdz14 hat geschrieben:das "klong" beim abstellen machen aber doch alle freewinds. ist doch völlig normal.
Sorry wbdz, dein normales Freewindübliches Klong ist aber überhauptnicht mit dem "Klonk" von Joschi's Freewind vergleichbar.

Und ja, meine Gute Klongt auch beim Abstellen per Zündschlüssel und ich behaupte sogar kurz vor dem Klong auch ein leises Zischen oder Zwitschern (wir Österreicher würden Zwigatzn dazu sagen) zu vernehmen.
Joschie
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von Joschie »

Hallo,

um das näher vergleichen zu können mach ich nachher ein Filmchen und lad das hoch.
Ich glaub das ist leicher als über die verschiedenen Klonk's zu sprechen.

Grüße
Josef
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von xf 650 free »

hallo josef
gib mal bei youtube "Xf 650 automatic decompression"ein. da ist zu sehen,wie die deko bei der xf funktionieren sollte...
gruß marko
loop
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Re: Dekompressionseinrichtung - Federchen Frage

Beitrag von loop »

Top Tip.
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