Vergleich FX 650 Vs. XF 650
Verfasst: 11. Dez 2009, 21:29
Wie schon mal erwähnt fuhr ich vorher eine Vigor.
Hier jetzt also ein mehr subjektiver Vergleich zwischen Honda FX 650 Vigor und Suzuki XF 650 Freewind.
Klein und zierlich wirkt die Vigor neben der erwachsenen XF. Während man auf der Vigor eher unterschätzt wird-was schon mal für lange Gesichter irgendwelcher vorwitzigen Turbodieselpiloten an der Ampel sorgt- wurde ich auf der Freewind sogar schon von BMW-Fahrern gegrüsst. Was wohl auch daran liegen könnte, das die Suzuki-Designer mehr als nur einen flüchtigen Blick auf die F650 geworfen haben. Mir persönlich sagte ja das freche Honda- Design mehr zu als das eher Barocke der Suzi.
Wer jedoch mal auf die Waage schaut, stellt fest das die Honda gar nicht so viel zierlicher ist: 181 Kg stehen 188 kg für die Fw gegenüber. Eigentlich beides zu viel für einen Eintopf.
Beim Fahren gibt sich die Vigor nochmal deutlich agiler als die gewiss nicht unhandliche FW, die sich durch die Verkleidung erstmal etwas unhandlicher anfühlt als sie tatsächlich ist, auch eine Gewöhnungssache. Dazu kommt noch der etwas grössere Lenkeinschlag der Vigor die sich auf einem Handtuch wenden lässt. Stabil bis Höchstgeschwindigkeit sind beide, mit Vorteilen für die
Fw, nicht zuletzt durch die Verkleidung, die Winddruck vom Piloten nimmt. Auf der Vigor zieht es ganz schön und man bringt leicht Unruhe über den Lenker ins Fahrwerk. In Kurven wirkt die XF etwas stabiler als die etwas nervösere FX. Allerdings muss erwähnt werden das der Vergleich hinkt, weil die Vigor auf Enduroreifen steht (Heidenau K60) und die FW auf Straßenreifen (Metzeler irgendwas).
Beide Gabeln sind deutlich zu weich, bei der Suzi passt wenigstens die zu weiche Hinterradfederung dazu – wer es bequem mag, dem kanns gefallen. Bei der Vigor ärgert das hintere Federbein, zu lasche Feder mit zu straffer Dämpfung. Alles ziemlich unharmonisch. Habe vorne Wilbers Federn eingebaut, diese nochmal 15mm vorgespannt und hinten zeitweise ein Federbein aus der Dominator eingebaut. Hat auf ebenen Strassen gut funktioniert, aber für Buckelpisten war es hinten zu hart. Aber endlich konnte man die Karre mit Gepäck noch auf den Seitenständer stellen ohne das sie um fiel. Das Problem hat die Freewind wohl auch, jedenfalls ist bei meiner der Seitenständer gekürzt wurden. Ich werde wohl noch Wirth Federn nachrüsten.
Beide Maschinen wurden mit Haupständern ausgerüstet. Wobei sich die FW deutlich einfacher aufbocken lässt, allerdings ist das Hinterrad nur gerade so in der Luft, für den Hinterradausbau sollte man den Ständer unterlegen.
Den 39 PS der Honda stehen 48 Suzi- PS gegenüber. Die 9 PS unterschied machen sich subjektiv erstaunlich wenig bemerkbar. Klar, mit Messgeräten würde der unterschied deutlich ausfallen, aber der drehmomentoptimierte Motor aus der Dominator schiebt in der Vigor ab 2500 kräftig durch und wird von einem schönen Single-sound aus der Doppelrohranlage begleitet. Mit niedriger Drehzahl und Vibrationen aus der Kurve zu Ballern macht mehr Laune als mit der objektiv schnelleren und leiseren FW. Da fehlt ein wenig das Dampfhammerfeeling. Ab 120 hört auf der Vigor der Spass dann langsam auf, ab 140 wird’s schon zäh, auch wenn sie sich mit genug Anlauf auf 160 aufschwingt. Dazu kommt dann noch der Winddruck, kräftige Vibrationen und der Motor wird richtig durstig. Die XF ist deutlich drehfreudiger, nimmt schon bei 2000 Touren Gas an ohne auf die Kette einzuhacken und legt noch deutlich zu wenn der Honda schon die Puste ausgeht. Sie vibriert deutlich weniger, der Oberkörper ist entlastet, aber es ist ziemlich laut vom Wind(habe höhere Scheibe an der FW).
Beim gemütlichen Überland bummeln komme ich mit dem 16 Liter-Tank der Honda etwa 200 Km bevor ich auf Reserve schalte, mit dem 18,5 Liter Fass der Freewind etwa 300. Und 100 KM höhere Reichweite ist echt ein Wort. Klar geht der Tank auch schneller leer, mit der FW habe ich noch nicht so viele Hetzjagden gemacht, hoffe aber das ich unter den 9 Litern bleibe, die sich die Vigor bei Vollgas mit Gepäck und Gegenwind schon mal reinsaugt.
Die Vigor bremst schon echt gut, muss sich der FW aber eindeutig geschlagen geben. Superbremse, Beeindruckend wie sich der Belag in die Scheibe beisst. Bei der nächste Vollbremsung im Regen wünsche ich mir aber ein sensibles Händchen.
Das klassische Cockpit mit Weiß unterlegten Instrumente der Honda steht dem Digitaldingen der Freewind gegenüber. Wenn das Mäusekino wenigstens noch etwas könnte, zweiter Tageskilometerzähler, Tetris, Stoppuhr, oder wenigstens überhaupt eine Uhr. Aber so... allerdings sind die Kontrolleuchten besser angeordnet. Bei der Vigor übersieht man schon mal leicht die Blinkerkontrolle.
Der Lenker der Vigor ist zu schmal, kann man zwar auch mit Handschellen fahren, habe aber trotzdem einen breiteren angebaut.
Man muss zugeben, das Suzuki seit den 80ern bei den Lenkerschaltern deutlich dazugelernt hat. Aber an die Hondaschalter reichen sie nicht heran, die sind optisch gefälliger und besser zu Bedienen. Die Kupplung an der Suzi erfordert spürbar weniger Handkraft.
Weniger dazugelernt hat Suzuki bei der Verarbeitung. Meine meist Laternengeparkte und seltenst geputzte Vigor mit 30000 KM auf der Uhr hat deutlich weniger Rost als die Garagengehegte XF mit glaubhaften 12000 KM. Die allerdings zwei Jahre Älter ist. Die Schweissnähte an dem komischen Baustahlrahmen der in Spanien im ehemaligen Montesa-Werk gefertigten Vigor sind sicherlich keine Kunstwerke, aber noch deutlich besser als die vertrockneten Gänseschisse die man bei Suzuki auf den Rahmen geklebt hat. Entschuldigt, aber da krieg ich jedesmal nen Anfall wenn ich das sehe. Ich kann ja auch nicht schweissen, aber ich baue auch keine Motorradrahmen. Wenn sie das Ding wenigstens anständig lackiert hätten, aber überall blättert der Lack vom Rahmen.
Nun gut fasse ich mal für mich vorläufig zusammen: Beides sind gute, einfach zu fahrende Motorräder. Wenn ich nur hier im Umkreis rumgurken würde, wäre ich vielleicht besser bei der Honda geblieben. Sie macht auf Kurzstrecken, erst recht wenn sie kurvig sind, z.B. hier im Harz einfach mehr Spass. Mag sein das die FW auch hier schneller ist, aber ich fahre keine Rennen. Die Vigor hat Charakter, bietet Eintopffeeling und ist lebhafter. Vigor bedeutet auf Deutsch sowas wie Vitalität, Lebenskraft - nicht ganz unpassend. Die Freewind ist kultivierter, die Vigor hält ihre Ursprünglichkeit dagegen.
Tja, aber manchmal ziehe ich auch weitere Kreise, und mit der Vigor sind längere Autobahnetappen ein Krampf, die Vibrationen werden lästig, es fehlt die Leistung der Freewind, der Windschutz, die Reichweite und die Ölthemperatur erreicht beängstigende Werte.
Ehrlich gesagt, waren auch technische Gründe für den Wechsel verantwortlich. was mir so gar nicht an der Vigor gefiel, war die Rahmenbauart. Mono Backbone oder so nennt es Honda. Für einen technisch interessierten nicht gerade eine Augenweide, nur durch gesunde Materialstärken stabil, dadurch bleischwer und allen Umbauvorhaben irgendwie im Weg. Ausserdem finde ich den Fw Motor technisch Klasse. Ich wollte keine Einspritzung und keine Klospülung am Mopped, und für einen luftgekühlten Einzylinder stellt der FW Motor mit Doppelvergasern, Doppelzündung und Nasssumpfschmierung sicher einen Höhepunkt da.
Ich möchte nochmal unterstreichen, das das geschriebene ein subjektiver Vergleich von zwei gebrauchten Maschinen ist und ich deutlich mehr Kilometer mit der Vigor abgerissen habe. Jemand anders kommt mit anders erhaltenen und umgerüsteten Moppeds vielleicht zu anderen Ergebnissen.
Gruß
Streifer
Hier jetzt also ein mehr subjektiver Vergleich zwischen Honda FX 650 Vigor und Suzuki XF 650 Freewind.
Klein und zierlich wirkt die Vigor neben der erwachsenen XF. Während man auf der Vigor eher unterschätzt wird-was schon mal für lange Gesichter irgendwelcher vorwitzigen Turbodieselpiloten an der Ampel sorgt- wurde ich auf der Freewind sogar schon von BMW-Fahrern gegrüsst. Was wohl auch daran liegen könnte, das die Suzuki-Designer mehr als nur einen flüchtigen Blick auf die F650 geworfen haben. Mir persönlich sagte ja das freche Honda- Design mehr zu als das eher Barocke der Suzi.
Wer jedoch mal auf die Waage schaut, stellt fest das die Honda gar nicht so viel zierlicher ist: 181 Kg stehen 188 kg für die Fw gegenüber. Eigentlich beides zu viel für einen Eintopf.
Beim Fahren gibt sich die Vigor nochmal deutlich agiler als die gewiss nicht unhandliche FW, die sich durch die Verkleidung erstmal etwas unhandlicher anfühlt als sie tatsächlich ist, auch eine Gewöhnungssache. Dazu kommt noch der etwas grössere Lenkeinschlag der Vigor die sich auf einem Handtuch wenden lässt. Stabil bis Höchstgeschwindigkeit sind beide, mit Vorteilen für die
Fw, nicht zuletzt durch die Verkleidung, die Winddruck vom Piloten nimmt. Auf der Vigor zieht es ganz schön und man bringt leicht Unruhe über den Lenker ins Fahrwerk. In Kurven wirkt die XF etwas stabiler als die etwas nervösere FX. Allerdings muss erwähnt werden das der Vergleich hinkt, weil die Vigor auf Enduroreifen steht (Heidenau K60) und die FW auf Straßenreifen (Metzeler irgendwas).
Beide Gabeln sind deutlich zu weich, bei der Suzi passt wenigstens die zu weiche Hinterradfederung dazu – wer es bequem mag, dem kanns gefallen. Bei der Vigor ärgert das hintere Federbein, zu lasche Feder mit zu straffer Dämpfung. Alles ziemlich unharmonisch. Habe vorne Wilbers Federn eingebaut, diese nochmal 15mm vorgespannt und hinten zeitweise ein Federbein aus der Dominator eingebaut. Hat auf ebenen Strassen gut funktioniert, aber für Buckelpisten war es hinten zu hart. Aber endlich konnte man die Karre mit Gepäck noch auf den Seitenständer stellen ohne das sie um fiel. Das Problem hat die Freewind wohl auch, jedenfalls ist bei meiner der Seitenständer gekürzt wurden. Ich werde wohl noch Wirth Federn nachrüsten.
Beide Maschinen wurden mit Haupständern ausgerüstet. Wobei sich die FW deutlich einfacher aufbocken lässt, allerdings ist das Hinterrad nur gerade so in der Luft, für den Hinterradausbau sollte man den Ständer unterlegen.
Den 39 PS der Honda stehen 48 Suzi- PS gegenüber. Die 9 PS unterschied machen sich subjektiv erstaunlich wenig bemerkbar. Klar, mit Messgeräten würde der unterschied deutlich ausfallen, aber der drehmomentoptimierte Motor aus der Dominator schiebt in der Vigor ab 2500 kräftig durch und wird von einem schönen Single-sound aus der Doppelrohranlage begleitet. Mit niedriger Drehzahl und Vibrationen aus der Kurve zu Ballern macht mehr Laune als mit der objektiv schnelleren und leiseren FW. Da fehlt ein wenig das Dampfhammerfeeling. Ab 120 hört auf der Vigor der Spass dann langsam auf, ab 140 wird’s schon zäh, auch wenn sie sich mit genug Anlauf auf 160 aufschwingt. Dazu kommt dann noch der Winddruck, kräftige Vibrationen und der Motor wird richtig durstig. Die XF ist deutlich drehfreudiger, nimmt schon bei 2000 Touren Gas an ohne auf die Kette einzuhacken und legt noch deutlich zu wenn der Honda schon die Puste ausgeht. Sie vibriert deutlich weniger, der Oberkörper ist entlastet, aber es ist ziemlich laut vom Wind(habe höhere Scheibe an der FW).
Beim gemütlichen Überland bummeln komme ich mit dem 16 Liter-Tank der Honda etwa 200 Km bevor ich auf Reserve schalte, mit dem 18,5 Liter Fass der Freewind etwa 300. Und 100 KM höhere Reichweite ist echt ein Wort. Klar geht der Tank auch schneller leer, mit der FW habe ich noch nicht so viele Hetzjagden gemacht, hoffe aber das ich unter den 9 Litern bleibe, die sich die Vigor bei Vollgas mit Gepäck und Gegenwind schon mal reinsaugt.
Die Vigor bremst schon echt gut, muss sich der FW aber eindeutig geschlagen geben. Superbremse, Beeindruckend wie sich der Belag in die Scheibe beisst. Bei der nächste Vollbremsung im Regen wünsche ich mir aber ein sensibles Händchen.
Das klassische Cockpit mit Weiß unterlegten Instrumente der Honda steht dem Digitaldingen der Freewind gegenüber. Wenn das Mäusekino wenigstens noch etwas könnte, zweiter Tageskilometerzähler, Tetris, Stoppuhr, oder wenigstens überhaupt eine Uhr. Aber so... allerdings sind die Kontrolleuchten besser angeordnet. Bei der Vigor übersieht man schon mal leicht die Blinkerkontrolle.
Der Lenker der Vigor ist zu schmal, kann man zwar auch mit Handschellen fahren, habe aber trotzdem einen breiteren angebaut.
Man muss zugeben, das Suzuki seit den 80ern bei den Lenkerschaltern deutlich dazugelernt hat. Aber an die Hondaschalter reichen sie nicht heran, die sind optisch gefälliger und besser zu Bedienen. Die Kupplung an der Suzi erfordert spürbar weniger Handkraft.
Weniger dazugelernt hat Suzuki bei der Verarbeitung. Meine meist Laternengeparkte und seltenst geputzte Vigor mit 30000 KM auf der Uhr hat deutlich weniger Rost als die Garagengehegte XF mit glaubhaften 12000 KM. Die allerdings zwei Jahre Älter ist. Die Schweissnähte an dem komischen Baustahlrahmen der in Spanien im ehemaligen Montesa-Werk gefertigten Vigor sind sicherlich keine Kunstwerke, aber noch deutlich besser als die vertrockneten Gänseschisse die man bei Suzuki auf den Rahmen geklebt hat. Entschuldigt, aber da krieg ich jedesmal nen Anfall wenn ich das sehe. Ich kann ja auch nicht schweissen, aber ich baue auch keine Motorradrahmen. Wenn sie das Ding wenigstens anständig lackiert hätten, aber überall blättert der Lack vom Rahmen.
Nun gut fasse ich mal für mich vorläufig zusammen: Beides sind gute, einfach zu fahrende Motorräder. Wenn ich nur hier im Umkreis rumgurken würde, wäre ich vielleicht besser bei der Honda geblieben. Sie macht auf Kurzstrecken, erst recht wenn sie kurvig sind, z.B. hier im Harz einfach mehr Spass. Mag sein das die FW auch hier schneller ist, aber ich fahre keine Rennen. Die Vigor hat Charakter, bietet Eintopffeeling und ist lebhafter. Vigor bedeutet auf Deutsch sowas wie Vitalität, Lebenskraft - nicht ganz unpassend. Die Freewind ist kultivierter, die Vigor hält ihre Ursprünglichkeit dagegen.
Tja, aber manchmal ziehe ich auch weitere Kreise, und mit der Vigor sind längere Autobahnetappen ein Krampf, die Vibrationen werden lästig, es fehlt die Leistung der Freewind, der Windschutz, die Reichweite und die Ölthemperatur erreicht beängstigende Werte.
Ehrlich gesagt, waren auch technische Gründe für den Wechsel verantwortlich. was mir so gar nicht an der Vigor gefiel, war die Rahmenbauart. Mono Backbone oder so nennt es Honda. Für einen technisch interessierten nicht gerade eine Augenweide, nur durch gesunde Materialstärken stabil, dadurch bleischwer und allen Umbauvorhaben irgendwie im Weg. Ausserdem finde ich den Fw Motor technisch Klasse. Ich wollte keine Einspritzung und keine Klospülung am Mopped, und für einen luftgekühlten Einzylinder stellt der FW Motor mit Doppelvergasern, Doppelzündung und Nasssumpfschmierung sicher einen Höhepunkt da.
Ich möchte nochmal unterstreichen, das das geschriebene ein subjektiver Vergleich von zwei gebrauchten Maschinen ist und ich deutlich mehr Kilometer mit der Vigor abgerissen habe. Jemand anders kommt mit anders erhaltenen und umgerüsteten Moppeds vielleicht zu anderen Ergebnissen.
Gruß
Streifer